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AG-Leiter Prof. Dr. med. Uwe Kreimeier
Das Konzept der telefonischen Anleitung zur Reanimation (T-CPR) stammt von M. Eisenberg (U.S.A.) und wurde 1985 veröffentlicht (Eisenberg MS et al. Emergency CPR instruction via telephone. Am J Public Helth 195; 75: 47 – 50).
In Deutschland wurde die Telefonreanimation unter dem Motto „RUF AN“ in Göttingen etabliert und auf der Grundlage der dortigen Erfahrungen weiterentwickelt (Bahr J et al. Projekt RUFAN: Reanimation Unter Fernmündlicher Anleitung. Rettungsdienst 2001; 4: 346 – 348).
Studien aus dem deutschsprachigen Raum weisen darauf hin, dass Unsicherheit DER Grund für Untätigkeit der Laien ist (Breckwoldt J. et al.Perceptions of collapse and assessment of cardiac arrest by bystanders of out-of-hospital cardiac arrest – OOHCA. Resuscitation 2009; 80: 1108 – 113). Mit der Maxime „Wer nicht beatmen will oder kann, soll drücken statt nichts zu tun“ war in den Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation des ERC 2010 der Weg frei zur Telefonreanimation.
Dies setzt innerhalb der Leitstellen organisatorische Änderungen und Schulungsprozesse voraus. So wurde bereits 2010 in den Leitlinien zur Reanimation festgelegt:
„Leitstellendisponenten sollen geschult werden, einen um Hilfe ersuchenden Anrufer nach vorgegebenen strengen Protokollen abzufragen. Der Fokus soll hierbei auf dem Erkennen von Bewusstlosigkeit und der Qualität der Atmung des Patienten liegen. Bei der Kombination von Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung oder jeder Form der Atemstörung soll eine Handlungsanweisung für den Verdacht auf Kreislaufstillstand starten. Die Betonung liegt auf der Wichtigkeit von Schnappatmung als Zeichen des Kreislaufstillstands.“ (Nolan JP et al. Sektion 1 der Leitlinien zur Reanimation 2010 des European Resuscitation Council. Notfall Rettungsmed 2010; 13: 515 – 522).
Konsequenterweise liegt bei der Telefonreanimation der Fokus auf der Herzdruckmassage: Nur wenn der/die Helfer*in in Wiederbelebungsmaßnahmen erfahren ist und es sich zutraut, soll sie/er die Herz-Lungen-Wiederbelebung in Kombination von Herzdruckmassage und Beatmung im Verhältnis 30:2 durchführen.
Mittlerweile wenden eine ganze Reihe von Leitstellen in Deutschland die Telefonreanimation nach standardisierten Protokollen an. Ein Meilenstein dafür war die flächendeckende Einführung eines Algorithmus zur Telefonreanimation in allen 26 Leitstellen Bayerns (Meyer O et al. T-CPR Bayern. Flächendeckende Einführung eines Algorithmus zur Telefonreanimation. Notarzt 2013; 29: 141-147).
Der GRC als offizielle nationale Vertretung des ERC sieht sich und seine Experten in der Verantwortung, die in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum stetig wachsende Motivation sowohl der Leitstellenmitarbeiter als auch der Bevölkerung zur Anwendung der telefongestützten Anleitung zur Durchführung von Wiederbelebungsmaßnahmen zu fördern und die regional unterschiedlichen Konzepte zu harmonisieren, um eine möglichst effektive praktische Umsetzung und damit Etablierung des Konzepts zur Telefonreanimation in Deutschland zu ermöglichen.
Studie "Implementierungsstand der Telefonreanimation durch Rettungsleitstellen in Deutschland"
Der GRC hat zusammen mit der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Uniklinik Köln, der ADAC Stiftung und mit Unterstützung des Fachverbandes Leitstellen e.V. 2021 eine Untersuchung zu dem Thema durchgeführt. 166 Rettungsleitstellen haben an der größten Datenerhebungen zum Implementierungsstand der Telefonreanimation in Deutschland teilgenommen. Die Ergebnisse der publizierten Studie zeigen, dass die Häufigkeit einer Telefonreanimation noch deutlich unzureichend ist. Alle teilnehmenden Rettungsleitstellen gaben zwar an, dass sie die Telefonreanimation durchführen. Eine ausreichende Umsetzungsquote (Anteil der Telefonreanimationen bei klar erkannten Herz-Kreislaufstillständen > 80 %) erreichten jedoch nur weniger als die Hälfte der teilnehmenden Rettungsleitstellen (44 %). 78 % der Befragten befürworten eine gesetzliche Verpflichtung zur Telefonreanimation. „Die Umsetzungsquote der Telefonreanimation muss bei uns weiter deutlich erhöht werden bis sie hoffentlich in den nächsten Jahren flächendeckend, ausnahmslos und verpflichtend in ganz Deutschland eingesetzt wird. Somit können wir noch sehr viel mehr Menschenleben retten – gemeinsam mit anderen Maßnahmen wie der Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern in Wiederbelebung –, 10.000 jedes Jahr zusätzlich in Deutschland!“ so Professor Bernd Böttiger, Vorstandsvorsitzender des GRC.
Alle Ergebnisse zu Erfolgsfaktoren und Hinderungsgründen sowie Ausgestaltung der Telefonreanimation in den Leitstellen können Sie in der neu erschienen Publikation im Deutschen Ärzteblatt nachlesen unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/222919/Implementierungsstand-der-Telefonreanimation-durch-Rettungsleitstellen-in-Deutschland
Eine weitere Publikation dazu:
"Umsetzungsstand der Telefonreanimation und Einfluss der COVID-19-Pandemie", Springer April 2022:
https://link.springer.com/article/10.1007/s10049-022-01017-9
Im folgenden Video erfahren Sie alles zur Telefonreanimation: